Inhaltsverzeichnis
Chichen Itza
Uxmal
Coba
Tulum
Merida und Izamal
Sian Ka`an
Ausflüge Yucatan / Riviera Maya
Ausgrabungsorte, Archäologie in Mexiko
Hotels in Mexiko
Essen in Mexiko
Geschichte der Maya
Riviera May, Playa del Carmen
Ballsport der Maya
Der Maya Kalender
Musik in Mexiko
Mietwagen Mexiko
Reisetipps Mexiko
Chichen Itza ist Weltkulturerbe. Das Areal ist riesig und ein kleiner Teil für Touristen zugänglich. Klein heißt in diesem Fall: sehr umfangreich. Man kann duchaus mehrere Stunden herumschlendern und sowohl die Architektur, wie das handwerkliche Können im Detail bestaunen. Ein Besucherzentrum am Eingang (mit dem Kassenbereich) bietet Informationen und Erfrischungen. Ich würde auf jeden Fall eine der Führungen buchen, wenn dies nicht schon sowieso mit der Reisegruppe geschieht. Wer in der Nähe übernachten möchte, findet zwei Hotels.
So sieht die große Pyramide aus, wenn man vom Eingang auf das Gelände kommt. Absolut imposant. Sofort fallen an den Stufen die eingemeißelten Reliefs auf. Aber das ist längst noch nicht alles. Sie hat astronomische Eigenschaften. Bei der Tagundnachtgleiche (Äquinoktium, englisch Equinox) beispielsweise sieht es so aus, als ob eine Schlange die Kanten einer Treppe hinuntergleitet. Darüber hinaus sind noch mehr astronomische Phänomene eingebaut. Etwa die verschiedenen Funktionen des Maya Kalenders.
Wer an die Pyramide von Chichen Itza seitlich herantritt (vom Eingang aus gesehen), findet einen witzigen, akustischen Effekt. Wenn Sie an genau diese Stelle gehen und dann exakt in die Mitte der Verlängerung der Treppe, vor der das Foto aufgenommen wurde, klatschen Sie einfach mal in die Hände oder rufen laut. Von oben kommt dann ein bellendes Geräusch zurück.
Und noch eine diagonale Aufnahme der großen Pyramide. Der Besuch ist am besten entweder morgens, wenn es noch nicht so heiß und voll ist, oder spät abends. Erstens wirds dann auch schon kühler, zweitens gibt es eine schöne Lightshow. So ab 10 bis 11 Uhr fallen ganze Busladungen von Touristen ein, die überall herumwuseln. Die verteilen sich zwar irgendwann auf dem großen Gelände aber wer beispielsweise ein paar schöne Fotos machen möchte, hat immer ganze Gruppen im Weg stehen. Abends werden die Gebäude im Rahmen einer sehr schönen Lightshow beleuchtet, absolut stimmungsvoll.
Die heute sichtbare Pyramide ist eigentlich eine Nachfolgekonstruktion eines bestehenden Bauwerks. Eine kleinere Pyramide wurde schlichtweg überbaut. Ablesen kann man die verschiedenen Bauperioden ungefähr an Türbalken, auf Säulen und Stelen. Die letzten größeren Bautätigkeiten liegen so um das Jahr 1.000 n. Chr. Genauer 10.8.10.11.0 nach der langen Zählung, 2 Ajaw 18 Mol nach der normalen Kalenderrunde, siehe Maya Kalender…. oder 998 n. Chr. in unserer Zeitrechnung.
Übrigens befinden sich sowohl am Eingang, wie im Bereich der Cenote (dazu später mehr) Restaurants und Erfrischungsstände. Angesichts der Größe des Areals ist man in der prallen Sonne recht schnell dehydriert oder ganz einfach durchgeschwitzt. Also: Am Eingang noch eine Flasche Wasser einpacken. Geht man vom Eingang etwas links (die große Pyramide rechts zurücklassend), kommt man auf ein riesiges Spielfeld. So groß wie ein Fußballplatz.
Hier hängen in so um die 8 m Höhe rechts und links zwei große, verzierte Steinringe. Offenbar gings bei diesem Spiel darum, einen Kautschukball durch die Ringe zu befördern. Angesichts der Außmaße des Spielfelds dürften das schon ziemlich große Mannschaften gewesen sein…. Es scheint sich aber nicht überall um die gleichen Spiele gehandelt zu haben, da beispielsweise die Spielfelder in Coba deutlich kleiner sind und im Verhältnis viel stärker abgeschrägte Begrenzungen haben.
Hier noch mal eine Detailaufnahme. Wie viele der Mauern selbst, ist der Ring verziert. Und wie viele der Mauern sowie Reliefs hat der weiche Kalkstein im Laufe der Zeit Schaden durch Witterungseinflüsse genommen.
Dies scheint eine Art antiker Tribüne zu sein. Nach Meinung einiger Archäologen saßen dort die VIPs der damaligen Zeit: Fürsten und Priester. Sie befindet sich am Kopfende des Spielfelds. Vom Eingang kommend läuft man also über das Spielfeld direkt darauf zu. Es kann genau so gut eine kleine Opferstätte gewesen sein. Gerade in der Maya Forschung gibt es teilweise heftigen Streit. Erstaunlich übrigens, dass die Mayaschrift erst vor relativ kurzer Zeit entziffert wurde. Ab ca. 1980 war man überhaupt erst in der Lage, einigermaßen die Schrift zu lesen. Heute kann man etwa 90 Prozent der Symoble entziffern und deuten. Die Mayas hatten immerhin bereits ab 100 v. Chr. eine funktionierende Schrift. Ein Großteil der reichlich vorhandenen Schriftsätze, Bücher und sonstiger Aufzeichnungen wurden im Zuge der Kolonialisierung als Teufelszeug vernichtet. Heute existieren noch gerade mal 3! als echte Handschriften anerkannte, umfangreichere Schriftstücke. Vielleicht noch 10 sind umstritten. Interessant ist, dass diverse Schriftstücke direkt nach Rom in den Vatikan zur Untersuchung befördert wurden. Angesichts der sehr umfangreichen Verwaltung der Mayas ist also nicht viel übrig geblieben.
Nach dem Spielfeld gehts links über einen Weg hinab zur Cenote. Das sind im Kalkgestein durch Wasser freigespülte Höhlen. In Chichen Itza ist sie im Laufe der Zeit eingestürzt und bildet jetzt einen kleinen See. In diesem See wurden menschliche Überreste gefunden. Vermutet werden dabei auch Menschenopfer. Direkt an der Cenote ist ein kleiner Imbiss, bei dem man sich bestens mit gekühlten Getränken versorgen kann. Angesichts der Hitze in der Mittagszeit empfehlenswert.
Am Weg zwischen dem Hauptareal und der Cenote haben die Mayas verschiedene Verkaufsstände für T-Shirts, Caps, Hüte und Handarbeiten errichtet. Das Preisniveau ist unterhalb den Touristenzentren und die Mayas sind sehr nett. Ansonsten kann man auf dem ganzen Gelände kleinere Handarbeiten kaufen, wie beispielsweise bestickte Taschentücher oder auch Schnitzereien. Das ist mir übrigens sehr angenehm aufgefallen. Man wird nicht bedrängt wie in arabischen Ländern. Gleichzeitig sind die Verkäufer neugierig (meines Erachtens sogar ehrlich), wenn man als Europäer erkannt wird. Wer aus Mexiko ein kleines Souvenir mitbringen möchte, hat also eine sehr gute Gelegenheit. Ich würde angesichts der akzeptablen Preise auch nicht mehr unbedingt handeln. Ok, weiter gehts.
Alle Gebäude in Chichen Itza haben „Spitznamen“. Templo de los Guerreros – Kriegertempel (im Foto abgebildet mit der „Halle der 1.000 Säulen“), Tempel der Jaguare (oben am Spielfeld/Sportplatz), Venusplattform, Templo de las Mesitas – Tempel des kleinen Opfertisches und einige mehr. Meist sind diese Gebäude nach dort vorgefundenen Architekturen, Bildhauerarbeiten oder schlichtweg der Inneneinrichtung benannt. Logisch, dass es hier keine „richtige“ christliche Kirche gibt. Dennoch gab man einem Gebäude der südlichen Gruppe den Namen Iglesia – „Kirche“. Hier der Tempel der steinernen Miezekatze ;-):
Dazu sind noch zig weitere Gebäude auf dem Gelände verteilt bis hin zu einem sehr fortschrittlichen Observatorium, dem sogenannten Schneckenturm oder Caracol. Ich finde es verblüffend, was diese Zivilisation alles geschaffen hat. Man verfügte sogar über eine Art Highway-Netz (obwohl das Rad offensichtlich nicht bekannt war). Die aus weißem Kalkstein gefertigten Sacbes (heilige Wege) ziehen sich auch heute noch durch Chichen Itza und verbinden Heiligtümer, Kultstätten oder wahrscheinliche Herrscherzentren. Genau so gut sind sie direkte Verbindungen zwischen den großen Städten.
Schwenken wir zu einem etwas wissenschaftlichen Ansatz. Wie viele Ausgrabungen in Mexiko ist Chichen in Planquadrate unterteilt. Sowohl im freigelegten, wie zugänglichen oder nur für Archäologen reservierten Bereich haben die Gebäude und Plätze Nummern. Auch die Sacbes sind durchnumeriert. Und jetzt kommts: Bisher ist Chichen Itza alles andere als vollständig erforscht. Auch um 1,5 km von den Hauptanlagen entfernt liegen Ruinen. Zwei Hotels und ein paar Siedlungen stehen eigentlich auf Teilen der alten Stadt. Die internationalen Grabungsteams werden noch Jahre buddeln müssen, um einen kompletten Überblick zu haben. Noch dazu sind mehrere Siedlungsperioden nachweisbar. Verlassen der Siedlung um 950, Wiederbesiedlung, Eroberung, Rückeroberung. Und das wird noch ergänzt durch verschiedene Baustile und Entwicklungsepochen – von den frühen Puuc bis zur Spätklassik der Maya.
Wer in Chichen Itza, Coba, Tulum oder Uxmal unterwegs ist, sollte vor allem auf eins achten: Genügend Getränke. Wir reden hier über charmante 30 – 40 Grad im Schatten, welche für einen normalen Mitteleuropäer extrem schweißtreibend sind. In der Sonne ist es teilweise unerträglich, wenn man ohne Hut und ohne Wasser über das Gelände läuft.